About „Craftbeer“ by Florian Fagner


About „Craftbeer“ by Florian Fagner

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Mein Name ist Flo, ich bin 24 Jahre alt und habe die letzten 4 Jahre in einer sehr kleinen und jungen Brauerei in München gearbeitet. Zuerst als Praktikant, im Zuge meines Brau- und Getränketechnologiestudiums, was mir jedoch schnell zu trocken wurde. Und so absolvierte ich mit Begeisterung meine Ausbildung zum Brauer und Mälzer.

Da mir die Ausbildung aber doch noch nicht alle meine Fragen über das Brauen beantworten konnte, nahm ich nun zum diesjährigen Wintersemester mein Studium in Weihnstephan wieder auf und freue mich auch in die letzten Geheimnisse des Brauhandwerks eingeweiht zu werden.

Ich werde oft gefragt:

„Was ist eigentlich Craft Bier?“

 

 Es sollte mir eigentlich leicht fallen diese Frage zu beantworten, da ich die letzten vier Jahre in einer kleinen Brauerei in München gearbeitet und meine Ausbildung zum Brauer und Mälzer absolviert habe. Wir widmeten uns sowohl der Herstellung traditioneller bayrischer Biersorten, als auch der Herstellung, in unseren Kreisen eher unbekannterer Sorten, wie zum Beispiel der eines belgischen Tripels oder eines Porters, das seinen Ursprung in England findet.

Dazu gehörte selbstverständlich sich mit den verschiedensten Biertypen, Braustilen, und natürlich auch, in der ein oder anderen Verkostung, mit den kuriosesten und außergewöhnlichsten Geschmäckern, die die Bierwelt zu bieten hat, auseinanderzusetzten.

Dennoch ist es eine sehr knifflige Frage, die man ohne ein weiteres Ausholen nur unzureichend beantworten kann.

Die Entwicklung des „Craft Beers“

 Der Begriff „microbrewery“ ist vielleicht einigen bekannt. Hierbei handelt es sich um sehr kleine Brauereien mit geringem Ausstoß, die Ende der 70er Anfang der 80er Jahre, zuerst in England und fast zeitgleich in den USA entstanden sind. Damals begannen kreative Köpfe, die dem „Einheitsbrei“ der Großen Einhalt gebieten wollten, in Badewannen, Kochtöpfen und mit allerlei selbstgebastelten Utensilien ihr eigenes Bier zu brauen. Hier hat man natürlich nur wenige Vorschriften einhalten müssen und so konnte mit fast allem experimentiert werden: Gewürzen, Kräutern, verschiedensten Getreide und Hopfensorten, aber auch uralte Brautechniken wie zum Beispiel das „Hopfenstopfen“ wurden neu erfunden. Es stand immer im Vordergrund möglichst harmonische und innovative Geschmackserlebnisse zu kreieren.

Diese Szene fand großen Anklang und so schoss eine „microbrewery“ nach der anderen aus dem Boden (1970 ca. 120 Brauereien in den USA, heute ca. 2800).

Sie alle stellten ihr eigenes „Craftbeer“, was wörtlich übersetzt so viel wie „handwerklich hergestelltes Bier“ bedeutet, her.

In den vergangenen fünf Jahren kam die Idee von „Craft Beer“ auch hierzulande und in anderen Teilen Europas an. Deutsche Brauergrößen, wie Alexander Himburg (Braukunstkeller) und Thomas Wachno (Hopfenstopfer) waren zwei der ersten, die auch in Deutschland hergestelltes Craftbier mit großem Erfolg auf den Markt brachten.

2012 fand dann sogar erstmals eine Messe, eigens dem Craftbier gewidmet statt. Die Braukunst Live in München. Ein drei Tage andauerndes Bierfest mit über 100 Ständen, an denen man mit Braumeistern aus aller Welt persönlich ihr Bier verkosten, über die Herstellung, die Idee hinter dem Produkt oder den Geschmack philosophieren kann.

Schon bald darauf wurde die Szene  groß, es eröffneten immer mehr Craftbiershops und auch in einigen Restaurants und Kneipen fand man bald ausgewählte Biere auf der Karte.

Ein Grund für den schnellen Erfolg in Deutschland spielt neben den besonderen Geschmäckern sicher auch die wandelnde Mentalität Vieler, was Ernährung und Gesundheit angeht. Der Verbraucher will heute wissen wo das Produkt herkommt, es geht mehr um Qualität, als Quantität, Transparenz und ein Gesicht hinter dem jeweiligen Produkt, ganz im Sinne des „Craft Beers“.

Soweit zum ursprünglichen Begriff.

Jetzt tut sich allerdings ein Problem auf:

Bei vielen dieser ehemaligen „microbrewerys“ ist der Begriff nicht mehr ganz passend. Da auch viele Bierliebhaber das Besondere an dem handwerklich hergestellten Bier entdeckten ist ein Markt für dieses Produkt entstanden und einige der ehemaligen „Garagenbrauereien“ wuchsen und expandierten enorm. Dies geht so weit, dass einige dieser Brauereien heute einen Ausstoß von mehreren Millionen Hektolitern (1 hl = 100l) pro Jahr erzielen. Vergleichbar sind diesen Mengen mit der Paulaner Brauerei München (ca. 2,5 Mio hl pro Jahr). Was man ganz klar sagen muss, solche Mengen können nicht mehr handwerklich hergestellt werden.

Stellt sich also die Frage: Spricht man bei einem Bier von einem „Craft Bier“, wenn noch der ursprüngliche Gedanke von Innovation und ausgelesenen Rohstoffen darin enthalten ist oder muss ein „Craft Beer“ um den Namen zu verdienen, immer noch im kleinen Rahmen, in besseren Hobbybrauereien eingebraut werden?

by Florian Fagner

Die Bilder sind bei einem gemeinsamen Ausflug zu der mittlerweile größten Craft-Beer-Brauerei Italiens „Le Baladin“ entstanden.

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